Trattato sopra la vernice
Autor Bonnani, Filippo ;
Titel Trattato sopra la vernice
Untertitel detta communemente cinese, in risposta data all’illmo Sig. Abbate Sebastiano Gualtieri, Cavaliere di S. Giacomo ... E presentato in stampa all'illustriss. ... marchese De Abrantes stato ambasciatore in Roma ... dal p. Filippo Bonanni della Compagnia di Gesu
Publikationsjahr 1720
Publikationsort Rom
Verlag/Herausgeber Giorgio Placco
Sprache Italienisch
Illustrationen Ja
Beschreibung

Der rege Handel mit chinesischen Waren begann mit dem 16. Jahrhundert und betraf hauptsächlich Porzellan, Seide und Tee. Aufgrund von Handelsrestriktionen der chinesischen Regierung durften Europäer jedoch nicht im gleichen Masse ihre Güter ins Land einführen. China empfand sie als minderwertig und unwürdig. Diese kulturelle Abschottung hatte eine chronisch negative Handelsbilanz auf Seiten Europas zur Folge und unter diesen wirtschaftlichen Umständen entwickelte sich der Trend, entweder den berühmten chinesischen Lack nachzubilden oder wenigstens Alternativen dazu zu entwickeln und ihn zu imitieren. Die Herstellung des chinesischen Lackes bedingte ja bestimmte Rohstoffe, die in Europa nicht verfügbar waren. Bonanni’s Werk ist ein sehr wichtiger Teil diese europäischen Trendes, der den begehrten chinesischen Waren Alternativen entgegensetzen wollte.

Bonanni forschte über ca. 10 Jahre an Rezepten und Mischungen für Lacke. Sein Kompilat behandelt hauptsächlich Firnisse und Lacke, die zum grossen Teil aus älterer Literatur übernommen sind ( u. a. nach Alessio Piemontese, Fioravanti, Abraham Bosse), oder, wichtiger, aus seinem ausgiebigen Briefwechsel mit Missionaren, die in China und Asien tätig waren, stammen. Bonanni selbst war ja nie in China. In der Einleitung beschreibt er den Gummi-Lack oder Gummi-Laq (Schellack) als den wichtigsten Rohstoff seiner Versuche, welcher auch das Fundament und Basis von Pater Jamarts seinem Firnis ist. Es folgt eine Beschreibung des Gummi-Lack (über Reinbold 1753, S. 12-13). Er unterscheidet in Holtz-Lack (granuliert, bestehend aus kleinen gelbrötlichen Körnlein) und Platt-Lack (aus Holzlack in breite Täfelchen gegossen).

Weiter beschreibt Bonanni verschiedene Harze und Gummen, so den Sandarac (firnis oder persianischer Gummi), den Mastix, verschiedene Sorten des Gummi Copal (falscher Carabé), den Bernstein (Carabé, Larabe, glessum, Succinum, Ambra citrina, electrum sacal., franz. ambre jaune), sowie Asphaltum oder Judenpech, der nach Léméry auch zum schönen gläntzenden Chinesischen schwarzen Firnis gebraucht würde. Bonanni beschreibt weiter verschiedene japanische (mit Uruxi oder Uraxi) oder chinesische Firnisse (über Reinbold 1753, S. 46ff.), der aus Bitumen (Gummi Ci oder Gummi Chiaram) und aus Öl (Girgili oder Giurguli) besteht und den man hauptsächlich auf Holz, aber auch auf Metall, Stein oder Papier anwenden könne. Will man den Firnis schwarz haben, wird Vitriol beigegeben. Das Traktat ist sehr bekannt und verbreitet. Es gibt die Kenntnisse der damaligen Zeit über transparente und gefärbte Firnisse ( z.B. Goldfirnisse ) und Überzüge wieder ( u. a. mehrere Eiklar-Rezepte, u. a. Eiklar mit Sandarak ), das Polieren und Glatt machen, mit Rezeptangaben ihrer Zusammensetzung, Zubereitung und über die zu verwendenden Farbmittel. Weiter folgen mehrere malerische Imitationstechniken, wie z.B. Schildpattmalerei. Wenige Farbmittel sind intensiver beschrieben ( so ein Zinnoberersatz, Bresilfarbe, die Imitation von Lapis Lazuli und ein Grün zum Mignatur-Mahlen ). In den späteren Ausgaben finden sich einige Zugaben und Erweiterungen (nach Kunckel), so auch einige Rezepte zu dem berühmten weissen Firnis, oder die Herstellung des Hautschen oder Nürnbergischen Streuglanzes.

Das Trattato sopra vernice detta comunemente Cinese wurde zu einem Standardwerk für die Herstellung von Lacken. Die zahlreichen Ausgaben zeugen von der grossen Bedeutung in ganz Europa. Insbesondere für den Standort Venedig war es von besonderem Wert, denn Venedig war der grösste Importort und zugleich Fabrikant von lackierten Gütern in Italien. Watin kritisiert jedoch viele Fehler und irrelevante Informationen. Die eigentliche und echte Herstellungsart des chinesischen Lackes publizierte als erster Pater D’Incarville 1760.

Ausgaben Weitere ital. Ausgaben: Roma 1728 | bei Antonio de Rossi, Roma 1731 | Roma 1786.
Frz. Ausgaben: Traité des vernis, où l’on donne la manière d’en composer un qui ressemble parfaitement à celui de la Chine, & plusieurs autres qui concernent la peinture, la dorure, la gravure à l’eau forte, &c., de l’imprimerie de la veuve Laurent d’Houry, Paris 1723 | De l’imprimerie de la veuve Laurent d’Houry, Paris 1733 | De l’imprimerie de la veuve Laurent d’Houry, Paris 1766 | Chez Nyon l’ainé, Paris 1780.
Dt. Ausgaben: Reinbold, J. J. (R.J.J.): Neuer Tractat von Firniss = Laquir = und Mahler = Künsten, nach dem Original des berühmten Pater Bonani in Rom. Mit vielen neuen Arcanis, unterschiedlichen Beschreibungen des Gummi Copal und Bernsteins, Nürnberg 1720 ( ! ) | Berlin und Leipzig 1727 | vermehrte Auflage Berlin und Leipzig 1730 | Berlin und Leipzig 1735 | Daniel Petsch, Breslau und Leipzig 1746 | Reinbold, J. J. (R.J.J.): Neuer Tractat von Firniss = Laquir = und Mahler = Künsten, nach dem Original des berühmten Pater Bonani in Rom. Mit vielen neuen Arcanis, unterschiedlichen Beschreibungen des Gummi Copal und Bernsteins, Deren Eigenschaften, Praeparation und Auflösung zu Firnissen & vieler Gummaten Tugenden auch andern nützlich = und curieusen Anmerckungen, Und bey dieser sechsten Auflage mit einem Anhange eines wohl approbierten Processes zum Laquieren vermehret. Bey Daniel Dietsch, Bresslau und Leipzig 1753 ( mit guten Kommentaren; 6. Auflage; Ex.: Basel UB: Js IX 30 ).
Engl. Ausgaben: Anonymus: Introduction in the Art of Japanning with the true India varnish. London 1730
Span. Ausgabe: Valencia 1755.
Holländ. Ausgabe: Den Haag 1802.
Bezug zu anderen Quellen
Referenzen Bonanni, Filippo / Perugini, Flavia: Techniques of Chinese lacquer: The Classic Eighteenth-century treatise on Asian varnish. J. Paul Getty Museum, Los Angeles 2009. Rosenthal 1795, Berger 1901, Brandi 1950, Alexander 1969–70, Huth 1971, Emmerling 1977, Vuilleumier 1979, Hess 1989, Schießl 1989, Massing 1990, Bordini 1991, Gürtler Subal 1993, Brachert 2001
Verfasser Zindel 2017
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