Traicté des cinq ordres d’architecture...
Autor Le Muet, Pierre ;
Titel Traicté des cinq ordres d’architecture...
Untertitel Traduit du Palladio Augmenté de nouvelles inventions pour l’art de bien bastir Par le Sr. Le Muet
Publikationsjahr 1645
Publikationsort Paris
Verlag/Herausgeber François Langlet
Sprache Französisch
Illustrationen Nein
Beschreibung

Andrea Palladio, eigentlich Andrea di Pietro Monaro ( 30.11.1508 Padua – 19.8.1580 Vicenza ), italienischer Architekt und Architekturtheoretiker. Lehre als Steinmetz und Bildhauer, ab 1540 als Architekt tätig. Ab 1552 Stadtbaumeister in Vicenza, ab 1560 vorwiegend in Venedig tätig. Palladio entwickelte einen Personalstil mit Elementen aus Renaissance und Manierismus sowie vorbarocken und historisierenden Elementen, der in Europa stark beachtet und als Palladianischer Klassizismus breite Nachfolge fand, jedoch nicht die Wichtigkeit der Quatro Libro von Serlio erreichte, die für die Entwicklung der europäischen Renaissance bedeutend waren. Auch die regola von Vignola waren letzendlich generell im Europa des 17. Jahrhunderts von grösserem Einfluss. I quattro libri d’architettura sind ein sehr ganzheitliches theoretisches und praktisches Traktat, das im ersten Buch die fünf Ordnungen, im zweiten die privaten Bauten, im dritten die öffentlichen Gebäude, Strassen und Brücken beschreibt. Das vierte Buch widmet sich den antiken Tempeln.

Die eigentliche Originalität des Traktates besteht in der Beschreibung der eigenen Bauten von Palladio (Libro II), dieser Privatbauten, die auf der Terra ferma für die venetianischen und vizentinischen Aristokraten hochgezogen wurden (Villa Rotonda, villa Maser; Palazzo Chiericati, Thiene oder Valmarana). Hier bespricht Palladio die malerische Ornamentik der Palazzi, ein Fakt, der in Architekturtraktaten recht selten ist. Er bezeichnet u.a. die Bedeutung des Giebels am Privathaus als einen idealen Ort, um die gemalten und emblematischen Bildprogramme hervorzuheben.

Für Palladio bietet sich aufgrund seines Antikenstudiums eine noble Rechtfertigung, ein Architekturmotiv der sakralen Baukunst zu übernehmen, wo es seiner Meinung nach seinen Ursprung hatte, « ... weil solche Giebel den Eingang des Gebäudes betonen und viel zur Vollkommenheit des Werkes beitragen, da so die Front weit über das Übrige hinausgehoben ist. Sie sind auch sehr geeignet, die Wappen und Embleme der Besitzer anzubringen, deren gewöhnlicher Platz in der Mitte der Front ist.»

Das Libro II besteht weiter aus wichtigen, teilweise ausführlichen Angaben zu Baumaterialien, ganz in der Tradition von Vitruv,  zu Holz und Holzqualität, Mauerbau und Mauertypen, zu Steinen (natürlichen und künstlichen), sowie zu Ziegeln, Kalk (mit der Beschreibung von verschiedenen Typen von Steinen, die sich zur Kalkherstellung eignen), Kalkzubereitung, Sand (mit Erwähnung des Puzzolan von Vitruv ), Sandqualitäten und Mörtelzubereitung, teilweise übernommen von Vitruv und Alberti. Beschrieben wird auch, wie Eisen, Blei und Kupfer am Bau Verwendung finden.

Le Muet war der erste, der Palladio’s Text in Frankreich vertrieb. Im Gegensatz zu Fréart de Chambray im Jahre 1650 gibt Le Muet nicht eine ganze Übersetzung des Traktates von Palladio, sondern nur eine korrigierte und erweiterte Übersetzung des ersten Buches. Wie der Text von Vignola einige Jahre früher ist auch seine Ausgabe von Palladio eine kleinformatige (8°), und kein in-folio, da als bequemes Handbuch für die Praktiker konzipiert. Palladio’s Kapitel über die Materialien wurden leider weggelassen. Le Muet bietet also eine Teilversion und eine franz. Interpretation der technischen Kapitel. Die Abbildungen des Palladio wurden nachgestochen, jedoch adaptiert an das Kleinformat und an den französischen Geschmack. Die Raumverteilung ist eine französische Erfindung, der die Ausschmückung unterzuordnen ist. Palladio’s beschriebene Zimmer sind wenig differenziert, mit Fliesen oder Steinplatten belegt und verschieden gewölbt. Die französische Wohnung ist um den grossen Wohnraum herum konzipiert, mit grossen Räumen von unterschiedlichem Format (Zimmer, Vorzimmer, cabinet). Daher auch ein langer bebilderter Exkurs über die Proportionen der Räume. Die Zimmer haben einen Holzboden, die Steinplatten sind eher für die Galerieen und Vorräume reserviert, die Decken sind aus Holz. So sind logischerweise die wichtigen Kapitel Palladio’s über  Bodenpflästerungen (in der Tradition Vitruv’s), Steinböden und Gewölbe stark reduziert. Die Kapitel über Türen und Fenster sind jedoch sehr ausführlich mit dominantem Dekor. Cheminées sind wegen den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ausführlicher behandelt in Frankreich, das Estrichgeschoss belegt Le Muet mit Ziegeln und Schieferplatten.

Diese kleinen praktischen Unterschiede zu Palladio, zum Teil klimatisch bedingt, machten im nördlicheren Europa den Erfolg der Übersetzung Le Muet’s aus.

 

Ausgaben Franz. Ausgaben: Traicté des cinq ordres d’architecture... Traduit du Palladio Augmenté de nouvelles inventions pour l’art de bien bastir Par le Sr. Le Muet, François Langlet, Paris 1645 / Traitté des cinq ordres d’architecture..., Cornelis Danckerts, Amsterdam 1646 / Traicté des cinq ordres..., Pierre II Mariette, Paris 1647 / Traitté des cinq ordres d’architecture..., Henry Wetstein, Amsterdam 1679 / idem, Henry Wetstein, Amsterdam 1682 /
Holländ. Übersetzungen: Traicté des cinq ordres...; Verhandeling vande vijf orderen der bouw-konst... Door den heer de Muet..., Cornelis Danckerts, Amsterdam 1646 /
Engl. Übersetzungen: The first book of architecture... by Pr Le Muet... Translated out of French, by G(odfrey) R(ichards); J(oseph) M(oxon), London 1663 / idem, London 1668 / idem, Nevill Simmons, Thomas Passinger, Thomas Sawbridge & Richard Smith, London 1676 / idem, London 1683 / idem, Thomas Parkhurst, georg Sawbridge, Eben Tracy, London 1693 / idem, Thomas Braddyll & Eben Tracy, London 1700 /
Erstausgabe I quattro libri dell’architettura di Andrea Palladio. , Dominico de’ Franceschi (1570) von Palladio, Andrea
Referenzen Architectura
Verfasser Zindel 2017
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