Autor | Cröker, Johann Melchior ; |
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Titel | Der zur Oel-Farben-Mahlerey und zu vielen anderen Wissenschaften wol anführende Mahler |
Untertitel | welcher curiöse Liebhaber lehrt, wie man sich zur Mahlerey zubereiten |
Publikationsjahr | 1719 |
Publikationsort | Frankfurt; Leipzig |
Verlag/Herausgeber | |
Sprache | Deutsch |
Illustrationen | Ja |
Beschreibung |
Von Johann Melchior Cröker weiss man, dass er Maler und Student der Medizin in Jena ( Erffurtensis Medicinae Candidatus ) war, viel durch Nordeuropa ( Baltikum, Norwegen, Schweden ) reiste und ausgezeichnete Kenntnisse italienischer und französischer kunsttechnologischer Quellenschriften hatte ( u.a. zitiert er in seinem Buch: Alberti, Boutet, D’Aviler, Boltz von Ruffach, Bonanni, Abraham Bosse, Robert Boyle, Dürer, Du Fresnoy, André Félibien, Wilhelm Goeree, Johannes Kunckel, Bernard Lamy, Lémery, Giovanni Battista della Porta und Sandrart ). Eine äusserst wichtige, unerschöpfliche Quelle mit hohem technologischem Standard für jegliche Malmittel und -Techniken des 18. Jahrhunderts, mit vielen Illustrationen und bildlichen Darstellungen. Behandelt werden künstlerische Techniken: Ölmalerei ( auch auf Papier ), Pastell und Freskotechnik. Sehr gute Ratschläge zur Vorbereitung der Bildträger und zur Zubereitung der Farbmittel, u. a.: Auripigment, Indigo, Kugellack und Florentinerlack ( auf Kreide verlackter Brasilholzextrakt ), Kienrauch, Brasilholz, Mumie, zwei Arten von Berlinerblau ( in der Ausgabe von 1736 ), Zinnober, Bindemittel, Imprimituren, Überzüge und Zwischenfirnisse, Vergoldung und Staffierarbeiten. Ateliertechniken und Aufbewahrungstraditionen der Werkzeuge. Übertragung der Malerei. Spannend sind die Imitationstechniken des 18. Jahrhunderts wie Cartapesta, Grottenmalerei, Lackarbeiten ( u.a.: Chinesischer Lackfirnis für Marketeriearbeiten; mehrschichtige Lackarbeiten, auch mit Muschelgold, mit Gummi-Lac-Firnis überzogen ); Verarbeitung von Schildpatt ( mit Hausenblasenleim ) und Schildpatt- und Korallen-Imitation, Lapislazuli-Imitation; Holz- und Marmorimitation mit Angabe von Farbmitteln ( Zinnober, Schüttgelb, Curcuma, Schmalzblau in Weingeistfirnis angerieben), mehr-schichtig lasierend aufgetragen und poliert; Öl als Bindemittel eher für strapazierfähige Oberflächen an Stühlen, Tischen und im Freien; Holz färben; Tinten- und Siegellackherstellung; Kupferstecherkunst; Ätzen ( Radieren ) auf Horn und Elfenbein; Weisskupfer- und Messinggiesserei; Formschneiderei, Marmorier- und Gipstechnik ( Erwähnung von Gips als Sparkalk; sehr wichtig: Gips giessen, modellieren und marmorieren; Einstreuen von Metallfeilicht in Stuckmarmor usw. ); Anweisungen zu Pappmachéarbeiten, Strohfärbung und -verarbeitung; Türkisch Papier und die raren und geheimgehaltenen Erfindungen des Kunstkabinetes, ab Auflage Jena 1736, u. a. mit Wachsmodellieren und -bossieren; Anweisung diverser Techniken der Kunstblumenherstellung mit Stoff, Papier, Federn, Hausenblasen und Wachs. Unter den Abbildungen ist ein Firnisofen zu erwähnen, der eine technische Neuerung in der Herstellung von Firnissen ab der Jahrhundertwende belegt. |
Ausgaben |
Weitere dt. Ausgaben: Bey Johann Rudolph Crökern, Jena 1729 | Cröker, Johann Melchior: Der wohl anführende Mahler, welcher curiöse Liebhaber lehret, wie man sich zur Mahlerey zubereiten, mit Oel-Farben umgehen, Gründe, Fürnisse und andere darzu nöthige Sachen verfertigen, die Gemählde geschickt auszieren, vergülden, versilbern, accurat lacquiren, und saubere Kupffer-Stiche ausarbeiten solle. Diesem ist noch beygefüget Ein Kunst-Kabinet rarer und geheim gehaltener Erfindungen, Alles aus eigner Erfahrung aufgezeichnet von Johann Melchior Crökern, Erff. Med. Cand. Neue viel vermehrte und verbesserte Auflage, welcher zugleich ein vollständiges register beygefüget worden. Bey Johann Rudolph Crökern, Jena 1736 | Bey Joh. Rudolph Crökers seel. Wittwe, Jena 1743 | Jena 1753 | Bey Dorotheen Rosinen Crökerin, Jena 1764 | Jena 1777 und / oder 1778 ( ?, Rosenthal 1795 ) | Crökersche Buchhandlung, Jena 1804. Faksimile: Reprint der dritten Ausgabe Jena 1736, hg. von U. Schießl, Mäander Verlag, Mittenwald 1982 ( mit guter Einführung und Glossar sowie einer Bibliographie zu Johann Cröker von Ulrich Schießl ). |
Bezug zu anderen Quellen | |
Referenzen | Rosenthal 1795, Berger 1901, Farnsworth 1977, Brachert 1978 / 79, Koller 1979b, Vuilleumier 1979, Schießl 1981b, Koller 1984, Hess 1989, Schießl 1989, Knöpfli / Emmenegger 1990, Bordini 1991, Brachert 2001, Zindel 2010 |
Verfasser | Zindel 2010 |